E-Nachschlagewerk für das Bauen an historischen Häusern
E-Nachschlagewerk für das Bauen an historischen Häusern
13 Innenverkleidungen
13 Innenverkleidungen
Überblick
Geschichte
Konstruktion
Gestaltung
Überblick
Ansatz

In Massivbauten wie Fabrikantenhäusern und Kirchen sind innere Verkleidungen von Wänden und Decken Bestandteil der Konstruktion.

 
Repräsentation

Innenverkleidungen dienen der Behaglichkeit und haben repräsentativen Charakter. Meist werden gestemmte Täfer aus Fichten- oder Hartholz an Wänden und Decken montiert.

[Abb.1]

Wand- und Deckentäfer ungestrichen, Bauernhaus, Hundwil

[Abb.2]

Wand- und Deckentäfer gestrichen, Fabrikantenhaus, Speicher

[Abb.3]

Wandtäfer gestrichen, Fabrikantenhaus, Trogen

Geschichte
Mode und Komfort

Gestemmte Täfer verfeinern die Raumwirkung und erhöhen die Oberflächentemperatur von verputzten Massivbauten. Die Wahl der verwendeten Hölzer und die Detailausbildung ähneln denen von Möbeln.
Die ersten Wand- und Deckenverkleidungen in Strickbauten bestanden aus raumhohen gehobelten Fichtenbrettern mit einfachen oder profilierten Deckleisten. Damit können im Laufe der Zeit undicht gewordene Strickwände und Bodendielen abgedichtet werden.

Ab Ende des 19. Jahrhunderts werden bei Renovationen von Strickbauten vermehrt Innenverkleidungen angebracht. Neben gestemmten Täfern stehen jetzt auch profilierte, maschinell hergestellte Brettertäfer zur Verfügung. Oft werden die neuen Täfer mit Öl- oder Kalkfarbe in Pastelltönen gestrichen.

Die gestrichenen Innenverkleidungen reflektieren Tages- und Kunstlicht. Dadurch werden die Räume heller. Mit Farbanstrichen kann die ursprüngliche Winddichtung den Stilentwicklungen in der Gestaltung angepasst werden.

[Abb.4]

Täfer gestrichen, Bauernhaus, Waldstatt

[Abb.5]

Täfer türkis gestrichen, Bauernhaus, Teufen

Konstruktion
Lattung

Täferverkleidungen werden auf eine als Rost bezeichnete Unterkonstruktion montiert. Durch die Lattung werden Unebenheiten der Wände ausgeglichen. Der entstehende Hohlraum kann für die Verlegung von Leitungen sowie für die Montage von Wärmedämmungen genutzt werden.

Senkrecht montierte Täfer werden auf horizontale, waagrecht angebrachte Täfer auf vertikale Rostlatten montiert.

[Abb. 6]

Horizontale Lattung und senkrechter Täfer

[Abb. 7]

Vertikale Lattung und waagrechter Täfer

Dämmung und Installationen

Bei Renovationen und Umbauten können zwischen Strickwand und Täfer Dämmungen sowie Sanitär- und Elektroinstallationen montiert werden. Die Konstruktionsstärke der Lattung wird dabei den jeweiligen Anforderungen angepasst.

Brettertäfer

Historische Brettertäfer bestehen aus senkrechten, zum Teil verleimten Fichtenbrettern. Die Fugen werden wie bei Leistenschirmen an Aussenfassaden mit Leisten abgedeckt.

[Abb.8]

Horizontale Lattung und senkrechte Brettertäfer

01

Lattung; horizontal 40/60mm, verschraubt

02

Täfer; vertikal verschraubt oder genagelt

03

Leiste; vertikal verschraubt oder genagelt

Täfer gestemmt

Gestemmte Innentäfer werden wie Aussentäfer mit Fries und Füllung konstruiert. Die Materialstärke kann für die Innenanwendung gegenüber Fassadetäfern reduziert werden. Die Täferfelder werden auf Brüstungshöhe unterteilt. Im Bereich der Fenster wird zusätzlich zum Täferfries ein schmales Fensterbrett mit Rundung angebracht.

[Abb.9]

Vertikal Lattung und gestemmter Täfer

01

Lattung; vertikal 40/60mm, verschraubt

02

Täfer; gestemmt und auf Lattung genagelt

[Abb.10]

Innentäfer gestemmt, roh, Dorfhaus, Speicher

[Abb.11]

Innentäfer gestemmt, gestrichen, Dorfhaus, Gais

Brusttäfer

Eine häufig anzutreffende Form von Innentäfern ist das sogenannte Brusttäfer. Dabei wird der untere Wandbereich von Massivbauten wird bis auf Brusthöhe verkleidet. Dadurch werden kristallisierte Mineralsalze und Fleckenbildung durch aufsteigende Mauerfeuchtigkeit an der Wandoberfläche abgedeckt.

Die Holzverkleidung erhöht die Oberflächentemperatur im Vergleich zum unverkleideten Mauerwerk und trägt so zur Behaglichkeit bei.

Zwischen Täferverkleidung, Wänden und Böden wird ein Abstand von 10-15 mm eingehalten. Die Fuge ermöglicht das Wachsen und Schwinden des Holzes bei Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen.

[Abb.12]

Brusttäfer, evangelisch-reformierte Kirche, Schwellbrunn

Gestaltung
Leisten

Getäferte Innenverkleidungen beeinflussen den Raumeindruck. Ein entscheidendes Gestaltungsmerkmal ist die Ausführung der Kantenprofile.

Die Kanten der Täferbretter werden bearbeitet, um sie beim Transport und der Montage vor Beschädigungen zu schützen. Die Art der Profilierung folgt den Baustilen und der Entwicklung der Bearbeitungstechnik.

Ein weiteres Gestaltungselement sind Fuss- und Deckenleisten. Sie dienen dazu, getäferte Wände an Böden und Wände anzupassen.

[Abb.13]

Deckenleiste mit Hohlkehle, Dorfhaus, Schwellbrunn

[Abb.14]

Sockelleiste gerade, Deckenleiste profiliert, Dorfhaus, Speicher

[Abb. 15]

Sockelleiste gerade

[Abb. 16]

Deckenleiste mit Hohlkehle

Krallentäfer

Die Bezeichnung Krallentäfer bezieht sich auf die gerundete Form der Profilierung, die an eine Katzenkralle erinnert. Durch die Profilierung der Täferlängsseiten werden diese einerseits vor Beschädigungen beim Transport und bei der Montage geschützt. Andererseits ergeben sich damit neue Gestaltungsmöglichkeiten.

[Abb.17]

Krallentäfer

[Abb.18]

Innenverkleidung mit Krallentäfer, Bauernhaus, Waldstatt

[Abb.19]

Krallentäfer gestrichen, Dorfhaus, Hundwil

Fastäfer

In der Fachsprache wird das sogenannte Brechen von Kanten mit Schleifpapier oder Hobel als Fasen bezeichnet. Bei Fastäfern werden die Brettkanten in enem 45° Winkel angeschrägt.

Die etwa drei Millimeter breiten Fasen sorgen für eine fein gegliederte Wandfläche. Fastäfer sind eine Weiterentwicklung der Krallentäfer. Sie werden bei Neubauten und Renovierungen von Häusern aus dem 20. Jahrhundert regelmässig verwendet.

Hinweis

In historischen Bauten mit einer ausgeprägteren Profilierung der Holzbauteile wirken Wände und Decken mit Fastäfer oft zu grossflächig.

[Abb.20]

Fastäfer

Täfer mit Sichtnut

Seit den 1960er Jahren wird in Neubauten Sichtnuttäfer verwendet. Unter dem Namen «Schwedentäfer» geniessen sie den Ruf einer zeitgemässen Holzverkleidung. Sie werden häufig weiss gestrichen und wirken frisch und schnörkellos.

Hinweis

In historischen Häusern erscheinen Sichtnuttäfer wegen der starken Schattenbilung jedoch meist wie Fremdkörper.

[Abb.21]

Sichtnuttäfer

Täfer horizontal stumpf gestossen

Seit Ende des 20. Jahrhunderts werden bei Renovierungsarbeiten auch stumpf gestossene (Stricktäfer), horizontal verlegte Täfer verwendet. Diese ähneln in ihrer Raumwirkung gestrickten Wandkonstruktionen.

[Abb. 22]

Strickbau unverkleidet

[Abb. 23]

Horizontaltäfer stumpf gestossen

[Abb. 24]

Horizontaltäfer stumpf gestossen

[Abb. 25]

Täfer stumpf gestossen

Ziertäfer

Im 19. Jahrhundert wurden für Tanzveranstaltungen und Konzerte Festsäle gebaut. Als Innenverkleidung wurden die aus Wohnräumen bekannten Täfer in kunstvoller Form montiert. Durch einen glänzenden Lack und die entsprechende Beleuchtung kommen die Ornamente gut zur Geltung.

[Abb.26]

Decke Festsaal Landgasthof, Herisau

[Abb.27]

Decke Festsaal Dorfgasthaus, Heiden

Beratung

Ueli Frischknecht, Architekt, Trogen.

Stefan Schiess, eidg. dipl. Zimmerpolier, Wald.

Literaturhinweise

Hermann, Isabell. Die Bauernhäuser beider Appenzell. Herisau: Appenzeller Verlag, 2004.

Steinmann, Eugen. Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Ausserrhoden. Basel: Birkhäuser Verlag, 1980.

Abbildungsverzeichnis
[Abb. 1]

Wand- und Deckentäfer ungestrichen, Bauernhaus, Hundwil, 2012.
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 04-0086-19-0020

[Abb. 2]

Wand- und Deckentäfer gestrichen, Fabrikantenhaus, Speicher, 2014.
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 11-0038_2022-0013

[Abb. 3]

Wandtäfer gestrichen, Fabrikantenhaus, Trogen, 2011.
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 12-0045_2022-0014

[Abb. 4]

Täfer gestrichen, Bauernhaus, Waldstatt, 2017.
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 07-0350-09-0036

[Abb. 5]

Täfer türkis gestrichen, Bauernhaus, Teufen, 2016.
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 08-0567-19-0099

[Abb. 6]

Horizontale Lattung und senkrechter Täfer, 2025.
E-Nachschlagewerk für das Bauen and historischen Häuser, Zeichnung: Moritz Wick

[Abb. 7]

Vertikale Lattung und waagrechter Täfer, 2025.
E-Nachschlagewerk für das Bauen and historischen Häuser, Zeichnung: Moritz Wick

[Abb. 8]

Horizontale Lattung und senkrechte Brettertäfer, 2025.
E-Nachschlagewerk für das Bauen and historischen Häuser, Zeichnung: Moritz Wick

[Abb. 9]

Vertikal Lattung und gestemmter Täfer, 2025.
E-Nachschlagewerk für das Bauen and historischen Häuser, Zeichnung: Moritz Wick

[Abb. 10]

Innentäfer gestemmt, roh, Dorfhaus, Speicher, 2013.
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 11-0164-19-0000

[Abb. 11]

Innentäfer gestemmt, gestrichen, Dorfhaus, Gais, 2018.
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 10-0169

[Abb. 12]

Brusttäfer, evangelisch-reformierte Kirche, Schwellbrunn, 2020.
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 03-0001-14-0013b

[Abb. 13]

Deckenleiste mit Hohlkehle, Dorfhaus, Schwellbrunn, 2014.
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 03-0031_2023-0030

[Abb. 14]

Sockelleiste gerade, Deckenleiste profiliert, Dorfhaus, Speicher
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 11-0164-19-0000

[Abb. 15]

Sockelleiste gerade, 2025.
E-Nachschlagewerk für das Bauen and historischen Häuser, Zeichnung: Moritz Wick

[Abb. 16]

Deckenleiste mit Hohlkehle, 2025.
E-Nachschlagewerk für das Bauen and historischen Häuser, Zeichnung: Moritz Wick

[Abb. 17]

Krallentäfer, 2025.
E-Nachschlagewerk für das Bauen and historischen Häuser, Zeichnung: Moritz Wick

[Abb. 18]

Innenverkleidung mit Krallentäfer, Bauernhaus, Waldstatt, 2011.
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 07-0350-09-0109

[Abb. 19]

Krallentäfer gestrichen, Dorfhaus, Hundwil, 2020.
Hannes Thalmann

[Abb. 20]

Fastäfer, 2025.
E-Nachschlagewerk für das Bauen and historischen Häuser, Zeichnung: Moritz Wick

[Abb. 21]

Sichtnuttäfer, 2025.
E-Nachschlagewerk für das Bauen and historischen Häuser, Zeichnung: Moritz Wick

[Abb. 22]

Strickbau unverkleidet, 2018.
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / unbekannt

[Abb. 23]

Horizontaltäfer stumpf gestossen, 2021.
Frischknecht & Schniess

[Abb. 24]

Horizontaltäfer stumpf gestossen, 2021.
Frischknecht & Schiess

[Abb. 25]

Täfer stumpf gestossen, 2017.
BM Architekten

[Abb. 26]

Decke Festsaal Landgasthof, Herisau, 2004.
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 02-2622-20-0009b

[Abb. 27]

Decke Festsaal Dorfgasthaus, Heiden, 2015.
Ueli Sonderegger

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