Haustüren sind bewegliche Wandteile. Sie ermöglichen den Zugang zum Haus, ohne die schützende Hülle zu schwächen. Für heutige Ansprüche an Sicherheit, Komfort und Energiehaushalt sind an historischen Türen angemessene Veränderungen notwendig.
Vorgänger der Türen sind Steine, die vor Höhlen gerollt werden. Die frühesten Blockhäuser betreten Menschen und Tiere durch dieselbe Türe. Mit der Aufteilung in Wohnhaus, Stall und Scheune erhalten Türen eigenständige Merkmale. Zu den technischen Anforderungen kommen Ansprüche an den Ausdruck.
Bei frühgeschichtlichen Bauten weisen Kultgegenstände über oder neben dem Eingang auf die Bedeutung der Bewohner:innen hin. Auch heutige Türen sind Ausdruck des Selbstverständnisses. [Abb. 1] Meist sind es gestemmte Holztüren mit oder ohne Glasausschnitt. Die Türbeschläge wie Drücker, Türschild, Scharniere und Fenstergitter sind auch Zierelemente. [Abb. 2]
Bei grossen Geschosshöhen werden neben Glasausschnitten im Türblatt auch Fenster über der Türe angeordnet. Bei Fabrikantenhäusern kommen Sturzverzierungen mit Wappen oder Kartuschen, so genannte Supraporten, zum Einsatz. [Abb. 3] [Abb. 4]
Stalltüren sind zweigeteilt. Die obere Türhälfte kann offenbleiben, um Licht und Luft einzulassen. Die untere Türhälfte hält das Vieh im Stall. Die Türhälften sind glatte Türen mit vertikalen Brettern und horizontalen Gratleisten. Neben der Türe zu einer Stallscheune sorgt ein Fenster unter demselben Sturzbalken für zusätzliches Licht. Getrennt sind Türe und Fenster durch einen einfachen Pfosten. [Abb. 5]
Ein Tenntor ist zweiflüglig und verfügt meist über einen Heuladen. Dieser ermöglicht die Belichtung und Belüftung des Heustocks. Bis in die letzte Hälfte des 20. Jahrhunderts wird er auch zur Vergrösserung der Einfahrt für hohe Heufuder genutzt. [Abb. 6]
Fabrikantenhäuser haben auch wegen ihren Portalen eine eigenständige Erscheinung. Die Türöffnung wird von einem verzierten Türgewände eingefasst. Stilistisch orientieren sie sich an antiken Vorbildern mit Säulen, die den Türsturz mit Schlussstein tragen. Auf den Schlusssteinen sind oft Baujahr und Initialen der Bauherrschaft dargestellt. [Abb. 7]
Die Türblätter sind aus Harthölzern wie Eiche oder Nussbaum und in anspruchsvoller Zierbauweise gefügt. Die Türbeschläge bestehen aus geschmiedetem Eisen und aus Messing.
Die Eingänge in öffentliche Bauten sind oft von Treppenanlagen begleitet. Ihre Bedeutung innerhalb eines Dorfes soll damit angemessen dargestellt werden. Die Türöffnungen sind breiter als bei Wohnhäusern und deshalb oft mehrteilig.
Die Konstruktionsdetails machen die Türöffnung wasser- und winddicht. [Abb. 9]
Haustüren bestehen aus Rahmenkonstruktionen mit Füllungen. Es sind oft einfache Konstruktionen aus Fichten- oder Eichenholz. Aufwändigere Türen bestehen aus einem Edelholzblatt aussen und einem inneren Doppel aus Fichtenholz. [Abb. 10]
Bei Haustüren verziehen sich die Türblätter und Türfutter oft. Grund sind die unterschiedlichen Temperaturen im Hausinnern und im Aussenraum sowie die Kombination unterschiedlicher Bauelement bzw. Materialien. Die Folge sind undichte Türen, Durchzug und Wärmeabfluss. Der Verzug kann durch Anpassungen an den Türbändern/-scharnieren oder den Ersatz durch passende Bänder mir 3D Verstellung ausgeglichen werden.
Bei der nachträglichen Montage einer Aufdopplung auf das bestehende Türblatt kann zwischen den Türhälften ein Antiverzugsbeschlag montiert werden. Dieser gestattet das künftige Ausgleichen von verzogenen Türblättern. [Abb. 11]
Eine weitere Möglichkeit ist die Montage von Türdichtungen. Direkt in den Türfalz aufgeklebte oder eingefräste Dichtungsprofile können die Türe schwächen und einen mässigen bis starken Druck auf die bestehende Konstruktion ausüben. Die Folge sind weitere Verformungen und Schäden.
Besser geeignet sind aussen aufgesetzte Profile mit Dichtungen, welche auf Leibung, Futter oder Rahmen montiert werden können. Sie können den Verformungen entsprechend angepasst werden und gleichen diese aus.
Dichtungsprofile in Form von so genannten Schlauchdichtungen zeigen die beste Wirkung. [Abb. 12]
Muss eine historische Haustüre für heutige Ansprüche mit einer Wärmedämmung versehen werden, kann innen ein zusätzliches Türblatt oder Doppel montiert werden. Bei kunsthandwerklich hervorragenden Edelholztüren können diese mit einer Fräse mittig getrennt und mit einer dämmenden Zwischenlage versehen werden. [Abb. 13]
Ersatzblätter für Haustüren können konventionell mit Rahmen, Dämmung und Beplankung konstruiert werden.
Werden für Haustüren Halbfabrikate verwendet, haben sich Konstruktionen aus Leichtspanplatten mit Massivholzrahmen, Alu-Blecheinlagen und Hartfaser- bzw. Edelholzdeckblatt bewährt. Der Massivholzrahmen ist so breit zu wählen, dass Anpassungen an bestehende Türfutter und entsprechende Falzausbildungen möglich sind.
Für heutige Ansprüche an Wohn- und Arbeitsräume gelten Brand- und Schallschutzschutzvorschriften bzw. Richtlinien. Mit fachgerechter Ertüchtigung oder Nachrüstung können historische Türblätter weiterverwendet werden. Die Methoden sind die gleichen wie für eine verbesserte Wärmedämmung.[Abb. 14]
Einfache Türen zu Werkstätten, Lagerräumen oder Zimmern werden als glatte Türen mit Gratleisten konstruiert. Die Gratleisten halten die Bretter zusammen, verhindern das Verziehen der Türblätter und dienen gleichzeitig der Montage von Türbändern. [Abb. 15]
Bis vor rund 250 Jahren wurden in einfachen Häusern Zimmer- oder Kammertüren mit einer hohen Schwelle und einem tiefen Sturz konstruiert. Die kleinen Türöffnungen verringerten das Abfliessen warmer Raumluft und hielten die kostbare Wärme in der Schlafkammer.
Für heutige Ansprüche werden die Schwellen oft ausgebaut und Stürze höher angesetzt. Die Türblätter von kleinen Kammertüren können unten und oben angesetzt werden. So finden sie weiter Verwendung und können in vergrösserte Türöffnungen eingepasst werden.[Abb. 17]
An Bienenhäuschen kommen zur Kennzeichnung des Eingangs nur Farben zum Einsatz. [Abb. 18]
Bei menschlichen Behausungen sind den Gestaltungsmöglichkeiten kaum Grenzen gesetzt. Türen sagen viel über die Menschen aus, die dahinter arbeiten und wohnen. Sie vermitteln einen ersten Eindruck der Eigentümer oder Bewohnerinnen. Neben den zeittypischen Stilmerkmalen prägen das Format, die Einteilung, die verwendeten Hölzer und Beschläge den Ausdruck.
Hermann, Isabell. Die Bauernhäuser beider Appenzell. Herisau: Appenzeller Verlag, 2004.
Schlatter, Salomon. Appenzellerhaus und seine Schönheiten. Trogen, Appenzell Ausserrhoden: Heimatschutz Appenzell Ausserrhoden, 1986.
Steinmann, Eugen. Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Ausserrhoden. Basel: Birkhäuser Verlag, 1980.
Türe gestemmt 2-teilig Nord, Rehetobel, 2023.
E-Nachschlagewerk für das Bauen and historischen Häuser, Foto: Martin Benz
Türe radial genutet Schwantleren, Gais, 2023.
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 10-0276-21-0003
Türe mit Oblicht Huebstrasse, Herisau, 2023.
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 02-2060-20-0007
Supraporte Schopfacker, Trogen, 2023
E-Nachschlagewerk für das Bauen and historischen Häuser, Foto: Martin Benz
Türe Stallscheune mit Fenster Auen, Hundwil, 2023.
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 04-0324-04-0001
Tennstor mit Heuladen, Nord, Rehetobel, 2023.
E-Nachschlagewerk für das Bauen and historischen Häuser, Foto: Martin Benz
Fabrikantenhaus mit Doppeltüre und verziertem Gewände, Landsgemeindeplatz, Trogen, 2023.
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 12-0004-06-0002
Eingangsanlage Schulhaus, Poststrasse, Herisau, 2023.
E-Nachschlagewerk für das Bauen and historischen Häuser, Foto: Martin Benz
Aussentüre mit Futter, Verkleidung und gestemmten Türblatt, 2023.
E-Nachschlagewerk für das Bauen and historischen Häuser, Zeichnung: Moritz Wick
Haustüre gestemmt, Werdstrasse, Heiden, 2023.
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 16-0711-08-0010
Antiverzugsbeschlag, 2023.
E-Nachschlagewerk für das Bauen and historischen Häuser, Zeichnung: Moritz Wick
Dichtungsprofile, 2023.
E-Nachschlagewerk für das Bauen and historischen Häuser, Zeichnung: Moritz Wick
Türe massiv mit innerem Doppel, 2023.
Schreinerei Bryan Signer, Foto: Bryan Signer
Türe aufgefräst mit Brandschutz Einlage, 2023.
Bach Heiden AG, Foto: Mark Brassel
Türe glatt mit Gratleiste, Dorf, Hundwil, 2023.
Archiv Vera Marke, Foto: Hannes Thalmann
Zimmertüre mit hoher Schwelle und (ehemals) tiefem Sturz, Spiessenrüti, Teufen, 2023.
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 08-0495
Türe mit oberer Türverlängerung, 2023.
Schreinerei Bryan Signer, Foto: Bryan Signer
Bienenhaus, 2023.
E-Nachschlagewerk für das Bauen and historischen Häuser, Foto: Fredi Altherr
Haustüre verziert Reutenenstrasse, Speicher, 2023.
E-Nachschlagewerk für das Bauen and historischen Häuser, Foto: Martin Benz
Haustüre mit Glaseinsatz Hauptstrasse, Teufen, 2023.
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 08-0252-14-0011
Haustüre mit Glaseinsatz und Gitter Dorf, Speicher, 2023.
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 11-0013-22-0001
Zimmertüre 2-teilig gestemmt Dorf, Hundwil, 2023.
Archiv Vera Marke, Foto: Hannes Thalmann
Tenntor neu mit Deckelschalung und Glaseinsatz Nord, Rehetobel, 2023
E-Nachschlagewerk für das Bauen and historischen Häuser, Foto: Martin Benz
Tennstor mit Heuladen hist. Uf em Berg, Herisau, 2023.
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 02-2176-20-0006b
Garage Kipptor, Hagtobel 295, Stein, 2023.
Blumer Schreinerei AG, Foto: Daniel Ackermann
Garage Sektionaltor Holz Unterdorfstrasse, Urnäsch
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 01-0176-10-0010
Garage Sektionaltor Metall, Tüfenbergstrasse, Urnäsch
Kantonale Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden / 01-0104-08-0009